Spätestens seit dem dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung ist das Thema Kinderarmut in der öffentlichen Diskussion in den Vordergrund gerückt. Doch die Auswirkungen von finanzieller Deprivation auf die Entwicklung des Kindes wurden bislang – vor allem für sehr junge Kinder - nur exemplarisch untersucht. Der folgende Beitrag erforscht die Folgen von Armut auf die kognitive Entwicklung, das Sozialverhalten und den Wortschatzumfang von 3-4-jährigen Kindern. Es kann gezeigt werden, dass relative Einkommensarmut einen signifikanten Einfluss auf die kognitive Entwicklung und den Wortschatz ausübt, wohingegen kein Zusammenhang mit dem durch die Eltern eingeschätzten Sozialverhalten besteht. Die Analysen zeigen, dass der Einfluss der Armut auf die Entwicklung und den Wortschatz auch unter Kontrolle der Bildung der Betreuungsperson bestehen bleibt. Durch die Berücksichtigung der häuslichen Aktivitäten kann der Effekt der Armut auf die Entwicklung erklärt werden. Der Einfluss auf die Wortschatzfähigkeit des Kindes bleibt im Gegensatz dazu bestehen, wird aber zu einem erheblichen Teil abgeschwächt. Demnach wird der Effekt der relativen Einkommensarmut vor allem über den Anregungsreichtum der häuslichen Umgebung vermittelt.