Hartmut Esser
Pluralisierung oder Assimilation? Effekte der multiplen Inklusion auf die Integration von Migranten

Zeitschrift für Soziologie, 2009: 38, Heft 5, S. 358-379

Der Beitrag untersucht auf der Grundlage eines allgemeinen theoretischen Modells mit den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) empirisch die Mechanismen und sozialen Bedingungen der Entstehung und die Effekte der Mehrfachintegration für die Sozial-Integration von Migranten. Der Hintergrund ist die aktuelle Kontroverse zwischen eher pluralistischen und eher assimilationistischen Ansätzen über die (wechselseitige) Bedeutung ethnischer Ressourcen, wie Sprache, Netzwerke und Identifikation, für die Integration der Migranten, insbesondere auch in Hinsicht auf ihre Arbeitsmarktchancen. Es zeigt sich, dass Mehrfachintegrationen, wie die Bilingualität, ethnisch gemischte Netzwerke oder Hybrid-Identitäten über die „Assimilation“ in der jeweiligen Eigenschaft hinaus keinerlei oder eher sogar negative Einflüsse auf die Integration in das Aufnahmeland, speziell auch auf dem Arbeitsmarkt haben und die ethnische Segmentation immer von Nachteil ist. Mindestens in dieser Hinsicht scheint kaum etwas für die Hypothesen der pluralistischen Positionen zu sprechen.

This contribution analyzes empirically the mechanisms and social conditions of the emergence of multiple integration and its effects on the social integration of immigrants. The analysis is based on a general theoretical model and uses data of the German Socio-Economic Panel (SOEP). Its background is the current debate between more pluralistic and more assimilationist approaches addressing the (mutual) impact of ethnic resources such as language, networks, and identification on immigrants’ integration, especially with regard to their labor market chances. It reveals that multiple integration, including bilingualism, ethnically mixed networks, and hybrid identificatio, show no or even negative effects on integration in the host country and that ethnic segmentation always involves disadvantages. This applies, in particular, to processes on the labor market. At least in this respect, there is hardly any evidence supporting the hypotheses formulated by the pluralistic positions.