Politikwandel kommt in der vergleichenden Staatstätigkeitsforschung eine zentrale Bedeutung zu. Dennoch versäumen es zahlreiche empirische Arbeiten, das Konzept klar zu definieren und zu operationalisieren. Vor diesem Hintergrund zieht diese Abhandlung eine kritische Bilanz des Forschungsstandes zu Politikwandel in den Bereichen Umwelt- und Sozialpolitik. Wir stellen fest, dass Untersuchungen häufig Näherungswerte für die Messung von Politikwandel verwenden, obwohl diese einem präzisen Verständnis von Staatstätigkeit widersprechen. Des Weiteren findet weder die Komplexität politischer Entscheidungen noch die Möglichkeit, Politikwandel ebenfalls als Politikabbau aufzufassen, genügend Aufmerksamkeit in der empirischen Staatstätigkeitsforschung. Zumeist ist der empirische Fokus vieler Studien sehr eng und verhindert somit robuste Aussagen über Kausalbeziehungen. Als Antwort auf diese Defizite unterbreiten wir ein neues Konzept zur Messung von Politikwandel und diskutieren dessen Vor- und Nachteile gegenüber den bisherigen Ansätzen sowie die Konsequenzen für den Forschungsprozess.