Markus Gangl
Sozialhilfebezug und Arbeitsmarktverhalten. Eine Längsschnittanalyse der Übergänge aus der Sozialhilfe in den Arbeitsmarkt

Zeitschrift für Soziologie, 1998: 27, Heft 3, S. 212-232

Die neuere dynamische Armutsforschung zeigt, daß dauerhafter Sozialhilfebezug vergleichsweise selten ist. Die Sozialhilfe wird in vielen Fällen wieder verlassen, nicht zuletzt auch über den Arbeitsmarkt. Die vorliegende Analyse setzt an diesen Resultaten der dynamischen Armutsforschung an und arbeitet die Charakteristika und Bedingungsfaktoren von Abgängen aus der Sozialhilfe in den Arbeitsmarkt heraus. Auf der Basis eines Modells von Matchingprozessen im Arbeitsmarkt wird gezeigt, daß das Zustandekommen von Arbeitsmarktübergängen im wesentlichen von den individuellen Arbeitsmarktressourcen und Erwerbspotentialen der Hilfebezieher bestimmt wird. Effekte transferinduzierter Fehlanreize, kumulativer Bezugserfahrungen oder der konjunkturellen Entwicklung von Opportunitätsstrukturen im Arbeitsmarkt sind dagegen nicht nachweisbar. Es wird zudem deutlich, daß Armutsanalysen sehr differenziert angelegt sein müssen, um einerseits den heterogenen Lebens und Problemlagen von Sozialhilfebeziehern gerecht zu werden und andererseits die unterschiedlichen sozialen Prozesse abzubilden, die Bezugsverläufe in der Sozialhilfe strukturieren.

Recent dynamic analyses of social welfare payments have shown that there are relevant flows out of poverty: indeed, quite a few recipients do leave social welfare by taking up paid work. Following the results of dynamic poverty analyses this study aims at clarifying the characteristics and determinants of work exits from poverty. It is shown that the chances of entering the paid work force in Germany, consistent with findings in the United States, depend heavily on the resources and labor market potential of welfare recipients. There is less evidence for the impact of transfer disincentives, welfare dependency, or the dynamics of the business cycle on labor market matching processes. It is obvious, however, that only one of a variety of social processes underlying the dynamics of poverty is described in the research. Analyses of poverty thus have to specify carefully the object under study in order to capture the heterogeneity of the experience of poverty both empirically and theoretically.