Soziale Dienstleistungen sind ein relativ neues Gebiet vergleichender Forschung zum Wohlfahrtsstaat. Es fehlt an komparativen Darstellungen des gesamten Feldes sozialer Dienste, gute Studien liegen jedoch für Dienste für ältere Menschen und Kinder vor. Soziale Dienste für alte Menschen haben sich in fast allen europäischen Ländern als eigenständiges Feld etabliert. Die Länder entwickeln zum Teil ähnliche Strategien in der Bewältigung steigender Nachfrage: Diversifikation des Angebots, Ausbau ambulanter Dienste, Privatisierung usw. Doch Angebot und Organisation der Dienste variieren nach wie vor zwischen den Ländern. Kinderbetreuung wird nicht in allen Ländern als öffentliche Aufgabe betrachtet. Große Unterschiede existieren für Kinder unter drei Jahren, weniger ausgeprägt sind sie für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Mit der Zunahme des Leistungsumfangs sozialer Dienste geht eine Pluralisierung der Anbieterstrukturen einher. Historisch betrachtet übernahmen meist freiwillige Organisationen Pionierfunktionen in der Erbringung sozialer Dienste. In Ländern wie Deutschland, Belgien und Frankreich haben sich Nonprofit-Organisationen als Partner in öffentlichen Systemen etabliert, in anderen, wie z.B. England, sind sie weniger in öffentliche Systeme eingebunden und übernehmen meist komplementäre Funktionen in der Betreuung von Problemgruppen. In den skandinavischen Ländern, in denen öffentliche Träger das Angebot dominieren, finden wir Nonprofit-Organisationen, die sich auf Interessenvertretung konzentrieren. In jüngerer Zeit haben in einigen Ländern kommerzielle Anbieter verstärkt das Feld sozialer Dienste betreten. Aus der Analyse der Angebotsformen und Trägerstrukturen sozialer Dienste kristallisieren sich vier Typen europäischer Dienstleistungsregime heraus: die skandinavischen Länder mit hoch entwickelten öffentlichen Dienstleistungssystemen, die südeuropäischen Länder mit gering entwickelten Systemen, ein liberaler Regimetyp mit einer Grundversorgung sozialer Dienste sowie ein mitteleuropäisch-konservativer Regimetyp, der durch eine relativ hohe, institutionalisierte Beteiligung von Nonprofit-Organisationen an der Dienstleistungserbringung charakterisiert ist.