Das vorliegende Arbeitspapier untersucht die sicherheitspolitischen und ökonomischen Beziehungen zwischen der Ukraine und Rußland seit dem Zerfall der Sowjetunion und stellt sie in den Kontext des im Wandel begriffenen ost- wie gesamteuropäischen Ordnungssystems. Zunächst zeigt der Autor, daß die Staats- und Nationsbildungsprozesse in der Ukraine als Herauslösung aus dem von Moskau dominierten Staatsgebilde einen eskalationsträchtigen Komplex verschiedener, eng verbundener Konflikte verursacht hat. Im Vordergrund standen dabei zunächst die territoriale Integrität der Ukraine oder sogar die Existenz eines unabhängigen ukrainischen Staates. In dieser identitäts- und sicherheitspolitischen Auseinandersetzung suchte die Ukraine erfolgreich die Unterstützung der Europäischen Union wie der USA. Die ukrainische Staatlichkeit kann heute als stabilisiert gelten. Parallel dazu verlief eine Desintegration des gemeinsamen ukrainisch-rußländischen Wirtschaftsraums sowie der Versuch der Ukraine, auch im ökonomischen Bereich durch einen mittelfristigen Beitritt zur EU enger an Westeuropa angebunden zu werden. Das Scheitern dieser ukrainischen Ambitionen, die Beilegung der existentiellen Konflikte mit Rußland sowie eine mittlerweile deutlich auf Europa ausgerichtete rußländische Außenpolitik führten zu einer seit Anfang des Jahres 2000 zu beobachtenden Wiederannäherung der Ukraine an Rußland. Dies ist allerdings nicht als Anfang vom Ende des Doppelziels einer souveränen, in die europäische Staatengemeinschaft integrierten Ukraine zu verstehen sondern vielmehr unter der Losung "Mit Rußland nach Europa" als Weg zu diesem Ziel.