Die "Integration" von fremdethnischen Migranten und von ethnischen Minderheiten ist eines der wichtigsten aktuellen gesellschaftspolitischen Probleme im Zusammenhang mit Überlegungen einer als dauerhaft angesehenen gesteuerten Zuwanderung. Kaum jemand streitet dabei ab, dass die Integration ein zentrales Ziel oder gar eine Vorbedingung der Regelungen des Migrationsgeschehens sei, an dem sich alle weiteren Überlegungen zu orientieren hätten. Das Problem ist nicht neu, und es gibt eine lange Tradition von soziologischen Beiträgen dazu. In der Soziologie der Migration und der interethnischen Beziehungen spielte der Begriff der Integration daher auch immer schon eine besondere Rolle. Er kann eigentlich als geklärt gelten, insbesondere in Beziehung und Abgrenzung zu verwandten oder ähnlich klingenden Konzepten, wie etwa "Inkorporation", "Absorption", "Akkulturation" oder auch "Assimilation". Leider sind diese Klärungen in den öffentlichen und teilweise auch in den wissenschaftlichen Debatten nicht überall präsent. Oft werden bestimmte Begriffe in diesem Zusammenhang, wie der Begriff einer "multikulturellen Gesellschaft", das Konzept der "Assimilation" oder auch die These einer nationalen "Leitkultur", der sich die Migranten gegenübersehen sollen, auch mit ideologischen Bewertungen belegt, mit versteckten anderen politischen Konzepten in Verbindung gebracht oder als normatives Ziel ohne weitere Berücksichtigung eventueller Folgen vertreten. Und nur selten werden die inzwischen gut bekannten empirischen und theoretisch begründbaren Zusammenhänge, Voraussetzungen und Folgen einer "Integration" in die Beurteilung der Konzepte mit einbezogen, von denen jede auch politische Beurteilung und jede praktische Maßnahme und Regelung ausgehen müssten.
Das hiermit vorgelegte Gutachten bietet vor diesem Hintergrund zunächst eine konzeptionelle Klärung des Begriffs der Integration auf der Grundlage der dazu einschlägigen soziologischen Theorien und Konzepte. Dann werden für die dabei theoretisch entwickelten Konstellationen jeweils empirische Hinweise auf die Bedingungen und Wahrscheinlichkeiten ihrer faktischen Umsetzung gegeben. In diesem Zusammenhang wird anschließend auf eine häufige Folge des längerfristigen Zusammenlebens fremdethnischer Gruppen genauer eingegangen: die sog. ethnische Schichtung. Erstaunlicherweise ist dieser Aspekt in den bisherigen Diskussionen über eventuelle Folgen einer dauerhaften Zuwanderung fremdethnischer Gruppen kaum thematisiert worden. In einem speziellen Abschnitt wird dann mit auch aktuellen empirischen Daten auf die Situation in der Bundesrepublik Deutschland vor allem in Hinsicht auf das Problem der ethnischen Schichtung eingegangen. Den Abschluss bildet eine Beurteilung der Möglichkeiten und Konzepte einer kulturellen Pluralisierung als Folge von Migrationen und der Bedeutung der sog. strukturellen Assimilation, des Einbezugs der Migranten in Bildung und Arbeitsmarkt insbesondere also, für die Integration der Gesellschaft und ihrer individuellen Mitglieder. Als Leitidee dienen dabei die Prämissen des Konzeptes einer "modernen" Gesellschaft, das heißt einer Gesellschaft, in der die Vergabe der Positionen vorwiegend nach "Leistung" erfolgt und im Rahmen der demokratischen Verfassung und deren Gesetze jede Form der kulturellen Pluralität möglich ist und gleichberechtigt neben anderen steht. Eine Aufstellung von möglichen Leitlinien und konkreten Maßnahmen für die Regelung einer auf Dauer konzipierten und gesteuerten Einwanderungspolitik beschließt das Gutachten. Die wichtigsten Ergebnisse werden in einem Anhang kurz zusammengefasst.