Die wissenschaftliche Diskussion mißt organisierten Interessen einen erheblichen Einfluß auf den Willensbildungsprozeß in der Europäischen Gemeinschaft bei. Trotzdem findet man in der Literatur kaum empirische Studien, die operationale Modelle zur Messung und Modellierung des Einflusses von Interessengruppen auf die Formulierung von europäischen Politiken verwenden. Generell läßt sich in der Literatur neben dem politikwissenschaftlichen Ansatz, der insbesondere auf den politischen Entscheidungsprozeß mit seinen jeweiligen institutionalisierten Verfahrensregeln abhebt, der politökonomische Ansatz identifizieren, der ungeachtet der institutionellen Rahmenbedingungen politische Entscheidungen auf der Bais der jeweiligen wirtschaftlichen Implikationen, die diese für die relevanten Interessengruppen haben, erklärt. In diesem Projekt sollen nun ein operationales politikwissenschaftliches Modell entwickelt und für das nach wie vor bedeutendste europäische Politikfeld "Agrarpolitik" empirisch geschätzt werden. In einer zweiten Stufe soll versucht werden, dieses Modell mit einem politökonomischen Ansatz hinsichtlich der empirischen Aussagekraft zu vergleichen und die politikwissenschaftlichen Komponenten über eine operationale Definition von "Social Capital" auf der Basis von Policy-Netzen in den politökonomischen Ansatz zu integrieren.