Antje Rosebrock, Stephan Schlosser, Jan Karem Höhne, Steffen-M. Kühnel
Einflüsse unterschiedlicher Formen der Verbalisierung von Antwortskalen auf das Antwortverhalten von Befragungspersonen

Pp. 63-102 in: Natalja Menold, Tobias Wolbring (Eds.): Qualitätssicherung sozialwissenschaftlicher Erhebungsinstrumente. 2019. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
[Schriftenreihe der ASI - Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute]

Antwortskalen sind ein zentraler Bestandteil standardisierter Fragebögen. In der Surveyforschung wird häufig zwischen endpunktbenannten und vollverbalisierten Antwortskalen unterschieden. Bei ersteren werden nur die beiden Pole, bei letzteren alle Kategorien einer Antwortskala verbalisiert. Bei vollverbalisierten Skalen ist eine häufige Empfehlung, dass die Antwortkategorien äquidistant sind, was bedeutet, dass die Antwortkategorien den Wertebereich der Skala gleichmäßig abdecken. In diesem Beitrag vergleichen wir vollverbalisierte Skalen mit nicht-äquidistant erscheinenden Antwortkategorien, vollverbalisierte Skalen mit äquidistant erscheinenden Antwortkategorien und endpunktbenannte Skalen. Wir unterscheiden dabei zwischen der Beobachtungsebene, d.h. den von den Befragten ausgewählten Antwortkategorien, und der latenten Ebene, den nicht direkt beobachteten Positionen der Befragten auf der latenten kontinuierlich-metrischen Dimension. Die Ergebnisse zeigen, dass die unterschiedlichen Antwortskalen zu Unterschieden im empirischen Antwortverhalten führen. Diese Unterschiede sind nicht nur Folge einer unterschiedlichen Beziehung zwischen latenter Dimension und empirischer Antwortskala, sondern auch Folge unterschiedlicher Verteilungen auf der latenten Dimension.