Nach welchen sozialen Regelmäßigkeiten Paare über die Familiengründung oder Familienerweiterung entscheiden, ist eine in der Fertilitätsforschung noch weitgehend ungeklärte Frage. Geht man davon aus, dass Fertilitätsentscheidungen in aller Regel im Partnerschaftskontext getroffen werden, so ergibt sich daraus eine theoretische Perspektive, die beide Partner in die Entscheidungssituation einbezieht. Eine Paar-Perspektive bietet hierbei die Möglichkeit, familienbezogene Entscheidungsprozesse genauer zu analysieren. Zudem erlaubt ein solches Vorgehen, welches den eigentlichen Entscheidungsprozess nicht als „Black Box“ durch das Treffen von Annahmen ausblendet, Handlungsmodelle von Akteuren gegeneinander zu testen. Dieser Beitrag zielt darauf ab, existierende Ansätze darzustellen, aus ihnen (zueinander im Widerspruch stehende) Hypothesen abzuleiten und diese schließlich auf Grundlage der ersten Welle der PAIRFAM-Daten einer empirischen Überprüfung zu unterziehen. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf gegenwärtig prozeptives Verhalten innerhalb von Partnerschaften. Wir untersuchen, unter welchen Umständen Paare auf Verhütungsmittel verzichten und so, bei einer gegebenen biologischen Unsicherheit, wahrscheinlich ein Kind zeugen werden. Wir adressieren folgende Fragestellungen: Wie übersetzt sich der individuelle Kinderwunsch der Partner in kollektives Verhalten? Welche Entscheidungsregeln wenden Paare an, wenn die Vorstellungen der Beteiligten divergieren? Was ermöglicht es einem der Partner, seine Vorstellungen bezüglich der gemeinsamen Familienplanung gegen die Interessen des anderen durchzusetzen?.