Schulische Selbstkonzepte, d. h. Einschätzungen einer Person bezüglich ihrer eigenen Fähigkeiten im schulischen Bereich, spielen in der pädagogischen Psychologie eine wichtige Rolle, in der soziologischen Bildungsforschung wurden sie dagegen bislang nur wenig beachtet. Da sie die schulischen Leistungen und bildungsbezogene Entscheidungen beeinflussen, kann die Berücksichtigung der Selbstkonzepte jedoch dazu beitragen, Bildungsungleichheiten besser zu verstehen. So deuten die häufig ambitionierten Bildungsentscheidungen türkeistämmiger Schüler* darauf hin, dass sie ihre Fähigkeiten trotz ihrer häufig eher schwachen Leistungen als ausreichend hoch einschätzen, um anspruchsvolle Bildungskarrieren erfolgreich zu durchlaufen. Tatsächlich können wir anhand der Daten des Nationalen Bildungspanels zeigen, dass türkeistämmige Schüler in der neunten Klassenstufe ihre schulischen Fähigkeiten positiver einschätzen als vergleichbare Schüler ohne Migrationshintergrund, wobei dies am Gymnasium besonders deutlich ausfällt. Entgegen geäußerter Vermutungen gehen die optimistischen Selbsteinschätzungen dabei nicht primär auf die ambitionierten Bildungsziele der türkeistämmigen Eltern zurück.