Der Artikel untersucht die Koalitionsbildung in Österreich nach der Nationalratswahl 2006. Der Koalitionsbildungsprozess war insofern mit Schwierigkeiten behaftet, als keine der möglichen Mehrheitskoalitionen von allen der benötigten Parteien angestrebt wurde. Mit speziellem Fokus auf die große Koalition aus SPÖ und ÖVP, die sich letztendlich bildete, gehen wir den Fragen nach, inwiefern die Schwierigkeiten bei der Bildung durch die Konstellation der Politikpräferenzen der Parteien erklärbar sind, inwiefern diese Koalition ein stabiles Ergebnis darstellt und ob weitere andere Bündnisse über die rein rechnerische Mehrheit hinaus Alternativen darstellen. Wir verwenden für unsere Analyse ein koalitionstheoretisches Modell, das sowohl die Ämter- als auch die Politikmotivation der Parteien berücksichtigt. Ergebnis unserer Analyse ist, dass es keine Koalition gibt, die gemäß der hier verwendeten Koalitionstheorie eine stabile Gleichgewichtslösung darstellt, was die schwierigen Koalitionsverhandlungen erklärt. Unsere Analysen zeigen aber auch, dass die Alternativen zur großen Koalition nur unter unwahrscheinlichen Bedingungen überhaupt rationale Strategien der Parteien darstellen, so dass mangels Alternativen der großen Koalition eine gewisse Stabilität bescheinigt werden kann.