Mit der Veröffentlichung der Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung seit 2001 hat sich ein politischer Armutsdiskurs in Deutschland verstetigt. Gesundheit ist in allen bisherigen fünf Berichten eine zentrale Dimension. Jedoch ist für Deutschland bis heute wenig erforscht, welche Rolle Gesundheit in der politischen Debatte zu Armut einnimmt. Aufbauend auf der Medikalisierungstheorie untersuchen wir in diesem Beitrag mit einer qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse, wie Gesundheit und Krankheit in den Berichten dargestellt werden. Über den gesamten Zeitraum wird Armut eher als Ursache von Krankheit gesehen. Der Schwerpunkt der Lösungen für armutsbedingte Krankheiten liegt vor allem auf Verbesserungen des Gesundheitssystems und nicht bei der Armutsbekämpfung. Verhältnisprävention spielt erst in den letzten beiden Berichten eine bedeutsame Rolle. Auch werden gesundheitsbedingte Armutslagen nach dem vierten Armuts- und Reichtumsbericht (2013) weniger individualisiert und stattdessen strukturelle Ursachen wie Arbeitsbedingungen stärker diskutiert.