Im Rahmen einer quantitativen Beschreibung untersuchen wir die informellen transgouvernementalen Koordinationsbeziehungen zwischen den äquivalenten Ministerien der EU-Mitgliedstaaten bei der Vorbereitung der Regierungskonferenz 1996. Ausgangspunkt dieser Analyse ist die These einer zunehmenden Bedeutung transnationaler und transgouvernementaler Beziehungen als Ursache und Resultat der europäischen Integration. Während diese proklamierten Tendenzen im Hinblick auf ökonomische Verflechtungen und transnationale Verbindungen von gesellschaftlichen Akteuren als umfassend untersucht gelten dürfen, wurde den Beziehungen der politisch-administrativen Eliten weniger Aufmerksamkeit zuteil. Mittels diverser Konzepte der Netzwerkanalyse identifizieren wir die bisher latenten Strukturen dieser Beziehungen. Das so ermittelte Gefüge des Gesamtnetzwerkes weist eine Zentrums-Peripheriestruktur auf der Basis kohäsiver Blöcke auf. Die graduelle Zentrum-Peripherie-Struktur wird gebildet zwischen der Trias der ‚Mächtigen’ (Deutschland-Frankreich-Großbritannien) und den kleineren Staaten. Sie wird charakterisiert durch eine eindeutige Nord-Süd-Dimension. Die Kosten einer informellen Koordinierung werden v.a. von den großen ‚Führungsstaaten’ und ‚Maklern’ (BeNeLux und Finnland, Schweden, Österreich) in Kauf genommen.