Michael Gebel, Johannes Giesecke
Labour market flexibility and inequality: the changing risk patterns of temporary employment in Germany

Journal for Labour Market Research (Zeitschrift für Arbeitsmarktforschung), 2009: 42, issue 3, pp. 234-251
ISSN: 1614-3485

While previous research on temporary employment has shown that certain labour market groups are more likely than others to enter this kind of employment, there has been scant research on the question concerning to what extent these allocation patterns have changed over time. Against the background of pervasive structural and institutional changes which have affected the West German labour market since the beginning of the 1990s, there are reasons to believe that allocation patterns have changed as well. However, on a theoretical level there are different views regarding the quality of these changes. Whereas some scholars argue that social inequality has been exacerbated along the existing lines of social division, others maintain that risks are becoming less and less socially structured. To evaluate this question empirically, we use data from the German Mikrozensus for the period from 1989 to 2005. The analysis reveals first of all that, on the aggregate level, the overall proportion of temporary employment has increased only slightly during that period; secondly, the results show that especially those individuals belonging to groups that already had a weak labour market position have been allocated increasingly to temporary jobs; thirdly, contrary to the thesis of a de-structuration of social inequality, the findings reveal no decline in the overall importance of “classical” determinants of temporary employment relationships.

Obwohl viele Studien zur befristeten Beschäftigung zeigen können, dass bestimmte Arbeitsmarktgruppen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit aufweisen, in befristeten Arbeitsverhältnissen beschäftigt zu sein, existieren bisher nur sehr wenige Forschungsergebnisse hinsichtlich der Frage, ob und inwieweit sich diese Allokationsmuster über die Zeit verändert haben. Angesichts tiefgreifender struktureller und institutioneller Veränderungen, die sich seit Anfang der 1990er Jahre auf den westdeutschen Arbeitsmarkt auswirken, liegt jedoch die Vermutung nahe, dass die Allokationsmuster befristeter Beschäftigung ebenfalls einem Wandel unterlagen. Auf der theoretischen Ebene existieren allerdings unterschiedliche Einschätzungen bezüglich der Art eines solchen Wandels. Während einige Beobachter erwarten, dass sich Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt entlang bereits bestehender sozialer Spaltungslinien verstärken, betonen andere, dass Risiken immer weniger sozial, sondern vielmehr individuell strukturiert seien. Um diese Frage empirisch zu überprüfen, nutzen wir Daten des Mikrozensus für die Jahre 1989 bis 2005. Die Analysen zeigen dabei erstens, dass der Anteil befristeter Beschäftigungsverhältnisse über diesen Zeitraum nur leicht angestiegen ist. Zweitens wird deutlich, dass insbesondere solche Gruppen zunehmend in befristeten Arbeitsverhältnissen zu finden sind, die ohnehin eine relativ schwache Position am Arbeitsmarkt aufweisen. Drittens lassen die Ergebnisse erkennen, dass sich die Bedeutung "klassischer" Determinanten befristeter Beschäftigungsverhältnisse entgegen der These einer Entstrukturierung sozialer Ungleichheit nicht verringert hat.