Die globalen Migrationsströme haben Wahlverhalten, Parteiensysteme und Parteienwettbewerb in Europa und Deutschland drastisch verändert. In Folge des Zustroms von Flüchtlingen im Spätsommer und Herbst 2015 erstarkte die zuvor geschwächte „Alternative für Deutschland“ (AfD) und zog seitdem nicht nur in alle Landesparlamente, sondern auch in den Bundestag mit größtenteils zweistelligen Ergebnissen ein. Jedoch gibt es große Unterschiede in der regionalen Stärke der AfD bei Wahlen. Wir beleuchten in diesem Beitrag – vor dem Hintergrund insbesondere der Bedrohungstheorie, dem Halo-Effekt sowie der Literatur zum retrospektiven Wählen und zu den räumlichen Kontextfaktoren von Einstellungen und Verhalten – die Effekte der Standorte von Flüchtlingsunterkünften, der Grenznähe und der sozioökonomischen Struktur von Städten und Gemeinden in Bayern auf die Veränderung des Stimmenanteils der AfD zwischen den Bundestagswahlen 2013 und 2017. Die Ergebnisse zeigen, dass Flüchtlingsunterkünfte insbesondere in kleinen, ländlichen Gegenden mit größeren Stimmengewinnen für die AfD bei der Bundestagswahl 2017 einhergehen, insbesondere im Kontext sozioökonomischer Deprivation und in Gegenden, in denen bei früheren Wahlen rechtsextreme Parteien erfolgreich waren.