Markus Weißmann
Ethnische Unterschiede in der elterlichen Unterstützung beim Übergang in eine Berufsausbildung in Deutschland

BIBB-Kolloquium zur Berufsbildungsforschung, Bundesinstitut für Berufsforschung, Bonn, January 18th, 2024

Für junge Erwachsene ohne Hochschulabschluss stellt die berufliche Ausbildung den wichtigsten Zugangsweg zum deutschen Arbeitsmarkt dar, und Unterstützung durch Eltern wird als wichtiger Faktor für den Übergang in die Ausbildung diskutiert. Gleichzeitig zeigt sich, dass ethnische Minderheiten sowohl hinsichtlich des Zugangs zu Ausbildungsplätzen als auch hinsichtlich der Unterstützung durch Eltern beim Übergang zum Ausbildungssystem benachteiligt sind. Obgleich dieser Übergang für die weitere Arbeitsmarktkarriere von großer Bedeutung ist, sind die Gründe für geringere elterliche Unterstützung sowie deren Folgen für den Ausbildungserfolg bisher kaum quantitativ empirisch untersucht worden. Die vorliegende Studie beschäftigt sich daher mit Unterschieden zwischen Auszubildenden mit und ohne Migrationshintergrund in Bezug auf elterliche Unterstützung während des Übergangs in die Berufsausbildung in Deutschland und deren Relevanz für einen vorzeitigen Ausbildungsabbruch anhand von Längsschnittdaten der Startkohorte 4 (SC4) des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Hierbei werden die Gründe für ethnische Unterschiede in drei Arten der elterlichen Unterstützung, die Auszubildende während des Übergangs in eine Ausbildung erhalten können, beleuchtet: Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen, Informationen über offene Ausbildungsstellen sowie Bemühungen der Eltern, ihren Kindern einen Ausbildungsplatz zu verschaffen. Zudem wird untersucht, ob und wie sich Auszubildende mit und ohne Migrationshintergrund darin unterscheiden, wie sich diese Arten der Unterstützung auf das Risiko eines vorzeitigen Ausbildungsabbruchs auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass ethnische Minderheiten hinsichtlich aller drei Arten elterlicher Unterstützung benachteiligt sind. Diese Nachteile werden nach Kontrolle von Merkmalen des ethnischen Hintergrunds wie Sprachgebrauch in der Familie oder elterliche Arbeitsmarktkontakte erheblich verringert. In Bezug auf das Risiko eines vorzeitigen Ausbildungsabbruchs findet sich kein Zusammenhang zwischen elterlicher Unterstützung beim Übergang in die Ausbildung und dem Risiko, die Ausbildung vorzeitig abzubrechen. Die Ergebnisse liefern Einblicke in die Gründe für ethnische Benachteiligungen hinsichtlich elterlicher Unterstützung und zeigen zudem, dass der Zusammenhang zwischen migrationsbezogenen Hinter-grundmerkmalen und elterlicher Unterstützung bereichsspezifisch ist: Sprachgebrauch in der Familie und die persönliche Erfahrung der Eltern mit der Berufsausbildung in Deutschland beeinflussen ihre Fähigkeit, beim Schreiben von Bewerbungen zu helfen, während deutsche Arbeitsmarktkontakte ihre Fähigkeit erhöhen, Informationen über Stellen für ihre Kinder zu sammeln. Während diese Ergebnisse neue Erkenntnisse über ethnische Benachteiligungen beim Übergang in eine Berufsausbildung in Deutschland liefern, deutet der fehlende Zusammenhang zwischen elterlicher Unterstützung und dem Risiko eines Ausbildungsabbruchs darauf hin, dass fehlende elterliche Unterstützung beim Übergang in die Berufsausbildung für Auszubildende mit Migrationshintergrund keine spezielle Benachteiligung mit sich bringt.