Obwohl sich am Handeln von Parteien und Kandidaten in vielerlei Hinsicht ablesen läßt, daß diese der Berichterstattung der Massenmedien ein erhebliches direktes Einflußpotential auf die politischen Entscheidungen der Bürger zuschreiben, ist es bisher kaum gelungen, ein derartiges Einflußpotential empirisch nachzuweisen. Die vorliegende Untersuchung zeigt auf der Basis repräsentativer Wählerbefragungen aus West- und Ostdeutschland (1990), Spanien (1993) und den USA (1992), daß dies zumindest zum Teil damit zu tun, daß bislang zu wenig die Möglichkeit wechselseitiger Neutralisierung der Einflüsse widersprüchlicher Überzeugungsbotschaften aus verschiedenen Medien beachtet wurde. Bei getrennter Betrachtung der verschiedenen Medienangebote wird deutlich, daß in allen vier untersuchten Kontexten individuelle Wahlentscheidungen durch den Kontakt mit Massenmedien zumindest mitgeprägt wurden. Sowohl Angebote des Fernsehens als auch der Presse, sogar solche mit primär unterhaltendem Charakter, vermögen Entscheidungen von Wählern zu verändern. Politische Prädispositionen wie Parteiidentifikationen, kulturelle Loyalitäten und Gruppenidentifikationen fördern oder hemmen derartige Medieneinflüsse durch den doppelten Filter der selektiven Zuwendung und der selektiven Verarbeitung medial vermittelter Überzeugungsbotschaften. Zwar nicht ausnahmslos, aber überwiegend erweisen sich Medieneinflüsse dann am stärksten, wenn sie im Einklang mit den bestehenden Prädispositionen stehen, und dann am schwächsten, wenn sie den eigenen Prädispositionen zuwiderlaufen.