Empirische Befunde zeigen immer wieder, dass Frauen, die erwerbstätig sind, weniger Kinder haben als Frauen, die nicht erwerbstätig sind, bzw. dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern geringer ist als die von Frauen ohne Kinder. Die vorliegende Arbeit stellt systematisch den aktuellen Forschungsstand zur Frage dar, inwieweit ein kausaler Zusammenhang zwischen Erwerbstätigkeit und Fertilität besteht und in welche Richtung die Kausalität verläuft. Dabei finden Analysen sowohl auf der Makro- als auf der Mikroebene Berücksichtigung.
Vorliegende Makrostudien können die Frage nach dem kausalen Zusammenhang zwischen Erwerbstätigkeit und Fertilität nicht klären. Einerseits kommen die verschiedenen Studien zu uneinheitlichen Ergebnissen hinsichtlich der Existenz und Richtung von kausalen Effekten. Andererseits sind die Analysen ohnehin mit fundamentalen Problemen behaftet: Es werden keine Drittfaktoren kontrolliert und es besteht die Gefahr eines ökologischen Fehlschlusses.
Längsschnittsanalysen auf der Mikroebene zeigen, dass Frauen, die gegenwärtig erwerbstätig sind, eine niedrigere Übergangsrate zu einem (weiteren) Kind haben als Frauen, die nicht erwerbstätig sind. Jedoch kann daraus nicht der Schluss gezogen werden, dass die Erwerbstätigkeit die Fertilität kausal beeinflusst. Ursache hierfür sind zwei grundlegende Probleme dieser Analysen: Zum einen lässt sich nicht ausschließen, dass es sich bei dem beobachteten Zusammenhang um einen kausalen Einfluss der antizipierten Fertilität auf die Erwerbsbeteiligung handelt. Zum anderen erscheint es recht wahrscheinlich, dass unbeobachtete Faktoren sowohl die Fertilität als auch die Erwerbstätigkeit beeinflussen, so dass es sich beim beobachten Zusammenhang lediglich um eine Scheinkorrelation handeln könnte.
Auch bei der Analyse des Effekts der Fertilität auf die Erwerbstätigkeit muss davon ausgegangen werden, dass unbeobachtete Heterogenität ein Problem darstellt. Dennoch kann auf Grundlage der vorliegenden Längsschnittsanalysen der Schluss gezogen werden, dass die Geburt eines Kindes einen negativen kausalen Effekt auf die Erwerbsbeteiligung hat, der über die ersten Wochen oder Monate nach der Geburt hinausgeht. Problematisch bleibt jedoch die Quantifizierung des Ausmaßes des kausalen Einflusses. Arbeiten, welche die Determinanten der Dauer der Erwerbsunterbrechung nach der Geburt eines Kindes untersuchen, liefern einen Hinweis darauf, dass der Kausaleffekt eines Kindes auf die Erwerbsbeteiligung nicht für alle Frauen gleich ist, sondern von den jeweiligen Opportunitäten und Restriktionen sowie Einstellungen der Frau abhängt.