Nähe und Richtung können als Kriterien der Wahlentscheidung in einem Politikraum dienen, der sich aus den wahrgenommenen Parteipositionen und der eigenen Einstellung der Wähler zu politischen Sachfragen (Issues) bilden lässt. Ist man ursprünglich allein vom Nähemodell in der Tradition von Downs (1968) ausgegangen, haben Rabinowitz und Macdonald (1989) argumentiert, die Wähler unterschieden nur grob, ob sie für oder gegen eine bestimmte Politik seien, und wählten dann die Partei, die ihre bevorzugte Politik am intensivsten vertrete. Diese verschiedenen Auffassungen des Politikraums werden zum Problem, wenn man beide Kriterien in einem gemischten Modell verbindet. In dem Beitrag wird gezeigt, dass es Verhaltenstheorien wie die Diskontierungstheorie von Grofman (1985) gibt, die Nähe und Richtung widerspruchsfrei als Wahlkriterien für einen einheitlich aufgefassten Politikraum verbinden. Am Beispiel von Sachfragen bei den Bundestagswahlen 1980, 1987, 1994 und 1998 wird gezeigt, dass die Erklärungskraft des Grofman-Modells genauso gut ist wie die eines gemischten Modells, das aber den Nachteil einer inkonsistenten Konzeption des Politikraums hat. Empirisch unterscheiden sich die Modelle in der Festlegung des Bezugspunkts für das Richtungskriterium. Bei Grofman ist dies die Position des Status quo auf den verwendeten Policyskalen, bei Rabinowitz und Macdonald ist es der mittlere Skalenwert, der als Ankerpunkt für die Präferenzrichtung dient.