Stephan Ganter
Stereotype und Vorurteile: Konzeptualisierung, Operationalisierung und Messung

Arbeitsbereich III; 22
Mannheim
,
MZES
,
1997
ISSN: 0948-0099

Bereits seit mehreren Jahrzehnten werden in den Sozialwissenschaften vielfältige und umfangreiche Anstrengungen unternommen, die Inhalte, die Verbreitung und die sozialen Konsequenzen von Stereotypisierungen und Vorurteilen gegenüber Angehörigen ethnisch differenzierter Gruppen zu erfassen und zu erklären, da davon ausgegangen wird, daß diesen Formen sozialer Distanzierung eine zentrale Bedeutung bei der Strukturierung interethnischer Beziehungen zukommt. In auffälligem Kontrast zur weitverbreiteten Einschätzung der Bedeutsamkeit von Stereotypen und Vorurteilen stehen jedoch zahlreiche Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten in der Konzeptualisierung, Operationalisierung und Messung dieser Konstrukte. Ziel des Arbeitspapiers ist es, in einer Übersicht über den aktuellen Forschungsstand Möglichkeiten und Probleme einer angemessenen Konzeptualisierung, Operationalisierung und Messung zu klären. Da sowohl der Stereotypen- als auch der Vorurteilsbegriff in der sozialwissenschaftlichen Forschung häufig nur sehr diffus und unheitlich spezifiziert ist, werden zunächst, ausgehend von einer knappen Zusammenfassung der wichtigsten Konzeptualisierungs-varianten, Vorschläge zu einer methodologisch angemessenen Begriffsbestimmung dargestellt und die zentralen Dimensionen, auf die sich die Begriffe beziehen, herausgearbeitet. Im Anschluß daran werden die wichtigsten Methoden der Operationalisierung und Messung von Stereotypen und Vorurteilen dargestellt und einer kritischen Einschätzung unterzogen. Den Anfang bilden jeweils die "traditionellen" Methoden, also diejenigen Operationalisierungs- und Messverfahren, die bereits seit langem auch die Bevölkerungsumfragen eingesetzt werden und gewissermaßen den "Standard" darstellen. Dann folgt eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Vorschläge zur Ergänzung oder Modifikation dieser Verfahren, die vor allem in Auseinandersetzung mit den Problemen der Anfälligkeit direkter Befragungsmethoden für die sogenannten "social-desirability-effects" entwickelt wurden. Daraus abzuleitende Konsequenzen werden abschließend kurz zusammengefaßt.