Die Frage nach dem Ausmaß und der relativen Bedeutung von Diskriminierung für ethnische Ungleichheiten im deutschen Bildungssystem hat in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erhalten. Ethnische Disparitäten im Schulerfolg werden teils auf diskriminierende Praktiken zurückgeführt, sei es durch individuelles Verhalten von Lehrkräften oder durch strukturelle Hürden im deutschen Bildungssystem. Andererseits zeigen viele quantitative Studien, dass Diskriminierung nur eine begrenzte Rolle bei ethnischen Disparitäten spielt. Dieser Beitrag beleuchtet beide Perspektiven und versucht, den scheinbaren Widerspruch zu klären. Er argumentiert, dass Diskriminierung durch Lehrkräfte gegenüber Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zwar existiert und kein Einzelfall ist, sich jedoch im Aggregat nur begrenzt auf deren Schulerfolg auswirkt. Mögliche Erklärungen liegen in einer höheren Resilienz der betroffenen Schülerinnen und Schüler sowie in gegenläufigen Effekten im Lehrkräfteverhalten, bei denen negative Diskriminierungen durch positive kompensiert werden, sodass ethnische Unterschiede im Aggregat nicht mehr sichtbar sind.