Mitgliederrückgang und Organisationsstrategien deutscher Gewerkschaften

Handbuch Gewerkschaften in Deutschland
,
pp. 207-237
,
Wiesbaden
,
Springer VS
,
2014,

Wolfgang Schroeder,
Ebbinghaus, Bernhard, Claudia Göbel
ISBN: 978-3-531-19495-0 (print); 978-3-531-19496-7 (online)

Die deutschen Gewerkschaften kommen zunehmend unter existentiellen Druck: Der vereinigungsbedingte Boom von vier Millionen Mitgliedern im Osten ist innerhalb eines Jahrzehntes zerronnen und im Westen setzt sich die – seit den 1980er Jahren herrschende – Erosion der Mitgliederbasis fort. Heute sind weniger Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert als je zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Tiefstand der Weimarer Republik ist bereits unterschritten: Nur jeder sechste Arbeitnehmer, der noch nicht im (Vor-)Ruhestand ist, zahlt einen Gewerkschaftsbeitrag, während die große Mehrheit der Nichtmitglieder auch von Tarifverträgen profitieren, die von den Gewerkschaften mit den Arbeitgebern ausgehandelt werden.