Immigration, Integration und Einbürgerung: Neuzuwanderer, Policy-Entscheidungen und Reaktionen von Staatsbürgern

Research question/goal: 

 

Während allgemein argumentiert und gezeigt wird, dass Einwanderung eines der am stärksten spaltenden Themen in Westeuropa ist und Menschen starke Meinungen entweder für oder ge-gen die Einwanderung haben, war es das Ziel dieses Projekts zu untersuchen, ob die Präferen-zen und das Engagement für die Einwanderungspolitik nuancierter sind als oft angenommen. Wir gingen über frühere Studien hinaus, die allgemeine Einstellungen zur Einwanderungspolitik untersuchten, und analysierten auf der Grundlage einer Reihe von Umfrageexperimenten in Deutschland und in gewissem Umfang auch in Großbritannien und den USA, inwieweit die Ein-stellungen der Menschen in den Bereichen der Einwanderungs-, Integrations- und Einbürge-rungspolitik variieren. Schließlich wollten wir auch herausfinden, inwieweit sich das Engage-ment von Einwanderungsbefürwortern und -gegnern unterscheidet.

In einem ersten Schritt gingen wir davon aus, dass Einwanderung ein komplexes Thema ist, bei dem viele spezifische politische Entscheidungen getroffen werden müssen. Anschließend un-tersuchten wir, ob die Präferenzen für eine Reihe von einwanderungspolitischen Kriterien durchweg offen oder geschlossen sind. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Präfe-renzen für die Einwanderungs-, Integrations- und Einbürgerungspolitik nicht einheitlich offen oder geschlossen sind. Insgesamt ist die Öffentlichkeit bei einigen Aspekten der Einwande-rungspolitik eher offen und bei anderen geschlossen. Darüber hinaus haben Bevölkerungsgrup-pen, die im Allgemeinen entweder „pro“ oder „contra“ Einwanderung im Allgemeinen sind, die gleichen Präferenzen für eine offene oder geschlossene Haltung zu ganz spezifischen einwan-derungspolitischen Maßnahmen.

In einem zweiten Schritt haben wir zwischen drei Dimensionen der Einwanderungspolitik un-terschieden. Die meisten Studien befassen sich mit der Zahl der Menschen, die ins Land ge-lassen werden. Die Einwanderungspolitik muss sich jedoch auch damit befassen, welche Menschen ins Land gelassen werden und welche Rechte sie haben. Wir stellen fest, dass die Präferenzen hinsichtlich der Einwanderungspolitik von den Kriterien für die Einreise und den Rechten der Migranten abhängen. Befragte, die generell gegen Einwanderung sind, sind bereit, Kompromisse einzugehen und mehr Einwanderung zuzulassen, wenn die Zulassungskriterien selektiver werden. Befragte, die die Einwanderung befürworten, sind zu Kompromissen bereit und akzeptieren weniger Einwanderung, wenn dafür großzügiger Rechte zugebilligt werden.

In einem dritten Schritt gehen wir über die meisten Untersuchungen hinaus, die sich bisher auf Einstellungen konzentriert haben und untersuchen, wie engagiert Menschen in Einwanderungs-fragen sind. Ein zentrales Ergebnis unserer Studie ist, dass Menschen mit Präferenzen für Ein-wanderung sich stärker zivilgesellschaftlich für die Einwanderung engagieren. Darüber hinaus unterstützen Menschen mit einwanderungsfeindlichen Präferenzen eher Politiker, die mit ihnen in der Einwanderungsfrage übereinstimmen, aber demokratische Normen verletzen. Diese Unterschiede in der Prioritätensetzung bei der Wahl lassen sich weitgehend durch ideo-logische Extreme erklären.

Unsere Ergebnisse haben Auswirkungen auf das Verständnis von Meinungsverschiedenheiten über Einwanderung und auf politische Debatten im Allgemeinen. Die Studie liefert Argumente für einen detaillierteren Ansatz bei der Untersuchung von Einwanderungspräferenzen. Dabei zeigen wir, wie zukünftige Studien genauer abbilden können, ob politische Präferenzen eher liberal oder restriktiv sind und wie politische Kompromisse erreicht werden können.

 

Current stage: