Die deutschen Bundesländer haben parlamentarische Regierungssysteme, deren
Verfassungsbestimmungen für die Regierungsbildung sich wenig unterscheiden.
Damit kann sich die Erklärung der Koalitionsbildung auf das Stimmengewicht
und die Politikpositionen der Landtagsparteien konzentrieren. Aufbauend
auf früheren Untersuchungen, insbesondere von Bräuninger und Debus
(Parteienwettbewerb in den deutschen Bundesländern, 2012), wird ein neues
Vorgehen zur Bestimmung von politikfeldspezifischen Parteipositionen vorgestellt
und angewendet (manuelle Verschlüsselung von Kapitelüberschriften
in Wahlprogrammen, um den nachfolgenden Text einem Politikfeld zuordnen
zu können, und anschließend computerunterstützte Positionsmessung in
fünf Politikfeldern mit Wordfish). So werden erstens der starke Einfluss der
bildungspolitischen Übereinstimmung der Parteien auf die Koalitionsbildung
nachgewiesen und zweitens das Zusammenwirken von Stimmengewichts- und
Politik-Einfluss auf die Regierungsführung. Welche Partei den Ministerpräsidenten
stellt, hängt von zwei Merkmalen ab: Gibt es im Landtag eine dominante
Partei, wird sie den Ministerpräsidenten stellen; gibt es keine, stellt die Partei
den Ministerpräsidenten, deren Distanz zum Mittelwert aller Landtagsparteien
im mehrdimensionalen Politikraum am geringsten ist.