Jungen liegen sowohl in ihren Lesekompetenzen als auch in ihren Deutschnoten hinter denen der Mädchen. Gleichzeitig liegt der Frauenanteil im Grundschullehramt inzwischen bei über 80 %. Die beschriebenen Nachteile und die Gleichzeitigkeit zweier Trends – die Feminisierung des Lehrerberufs und der relative Rückfall der Jungen gegenüber den Mädchen bei den Abiturabschlüssen – hat die These befeuert, wonach möglicherweise Lehrerinnen am schulischen Misserfolg von Jungen eine (Mit)verantwortung tragen. Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Beitrag der Frage nachgegangen, ob Jungen im Fach Deutsch benachteiligt sind, wenn sie von einer weiblichen anstatt von einer männlichen Lehrkraft unterrichtet werden. Anhand von Mehrebenenanalysen auf Basis der IGLU-E 2006-Daten können wir keinen Effekt des Lehrergeschlechts auf die schulische Leistungsdifferenz zwischen Jungen und Mädchen feststellen. Weder profitieren Jungen von männlichen Lehrkräften hinsichtlich ihrer Lesekompetenz, noch werden sie von männlichen Lehrkräften besser benotet als von weiblichen Lehrkräften. Diese Ergebnisse ergänzen die Serie von Analysen, die zu Effekten des Lehrergeschlechts sowohl in Deutschland als auch international durchgeführt worden sind. Offensichtlich ist die Rekrutierung männlicher Lehrkräfte nicht das Mittel, um die schulischen Nachteile der Jungen gegenüber den Mädchen zu reduzieren.