Eine der Grundlagen der soziologischen Handlungstheorie ist die Annahme einer besonderen "Definition" der Situation, von der her sich erst die spezielle Logik des Handelns ergebe. Es wird ein Modell der Definition der Situation entwickelt, das die Überlegungen des Thomas-Theorems mit neueren Ergebnissen der sozialpsychologischen Einstellungstheorie auf der Grundlage der sog. SEU-Theorie des rationalen Handelns verbindet. Den soziologischen Hintergrund liefert das - an der Theorie der Haushaltsproduktion orientierte - Konzept der sozialen Produktionsfunktionen. Es wird gezeigt, wie die Variablen dieses Hintergrundes die Selektion kulturell vorgeformter "Modelle" der Situation und des "Modus" bestimmen, mit der die Akteure die Situation betrachten. Dabei stellt sich heraus, daß die "Rationalität" in der Tat lediglich ein spezielles Modell der Situation und ein besonderer Modus der Informationsverarbeitung ist. Die Variablen und die Regeln der so verstandenen Definition der Situation folgen aber wieder - formal - der Theorie der rationalen Wahl.