Basierend auf der Messung von objektiven Eigenschaften und subjektiven Bewertungen der Stimmen von 56 weiblichen Telefoninterviewerinnen wird der Zusammenhang zwischen Stimmeigenschaften und dem Interviewerfolg empirisch untersucht. Theoretisch lässt sich argumentieren, dass die Interviewer-Stimmen einerseits Nutzenerwartungen der Respondenten beeinflussen können, indem sie z.B. belohnend wirken oder Seriosität vermitteln. Ausgehend von dual-process-Theorien ist außerdem zu erwarten, dass die Stimme einen situativen Hinweisreiz darstellt, der – ohne rationale Abwägung – Kooperationsnormen aktivieren kann und hierdurch die Wahrscheinlichkeit der Teilnahme am Interview erhöht. Empirisch zeigt sich, dass subjektiv eingeschätzte Stimmmerkmale in keinem Zusammenhang mit der Erfolgsquote der Interviewer stehen. Objektive Merkmale der Stimme hingegen, insbesondere die Stimmhöhe, haben substantiellen Einfluss auf die Erfolgsquote. Es ist jedoch wichtig zu bemerken, dass der Zusammenhang zwischen der Stimmhöhe oder der Sprechgeschwindigkeit und dem Interviewerfolg nicht linear ist, sondern einen umgekehrt U-förmigen Verlauf hat. Wir finden empirisch, dass Interviewerinnen mit durchschnittlicher Stimmhöhe und durchschnittlicher Sprechgeschwindigkeit die höchsten Erfolgsquoten aufweisen.