Die Messung von politischen Einstellungen durch verbalisierte Selbstauskünfte setzt voraus, dass sich Befragte ihren Einstellungen bewusst sind und die Bereitschaft aufweisen, diese zu berichten. Was ist jedoch zu tun, wenn mindestens eine dieser beiden Bedingungen nicht erfüllt ist? Die psychologische Forschung hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Messtechniken entwickelt, bei denen die Erfassung von Einstellungen nicht mehr auf bewusster Introspektion beruht, sondern auf Reaktionszeitdaten. In diesem Aufsatz werden Logik und Funktionsweise des derzeit populärsten Instruments dieser Art, dem „Impliziten Assoziationstest“ (IAT), erläutert. Es wird zudem diskutiert, wie sich sogenannte „implizite“ zu konventionellen („expliziten“) Einstellungsmesswerten verhalten. Die Validität des IAT wird anschließend anhand einer Studie über unentschlossene Wähler demonstriert. Es wird gezeigt, dass Reaktionszeitdaten individuelles Wahlverhalten von noch unentschlossenen Wählern erstaunlich gut vorhersagen können. Der Aufsatz schließt mit einer Bewertung des Nutzens von impliziten Messwerten in der politischen Einstellungsforschung.