Koalitionsregierungen stellen im bundesdeutschen Mehrebenensystem die Norm dar. Dies wirkt sich nicht nur auf den politischen Prozess und die Politikgestaltung aus, sondern erhöht auch die Komplexität der Wahlentscheidung. Relativ wenig ist jedoch über die Determinanten der Koalitionspräferenzen der Wähler bekannt. Im vorliegenden Aufsatz leiten wir auf Basis von Theorien des Wahlverhaltens, der Regierungsbildung und des Politiklernens Erwartungen dahingehend ab, welche Faktoren die Koalitionspräferenzen der Wähler beeinflussen sollten. So erwarten wir, dass die Wähler solche Koalitionen bevorzugen, die ihre Präferenzen am ehesten umsetzen werden. Zugleich gehen wir davon aus, dass Wähler die Muster des Parteienwettbewerbs adaptieren und daher antizipieren können, wie realistisch einzelne Koalitionen – gegeben die bestehenden Muster der Regierungsbildung – sind. Wir überprüfen unsere Erwartungen auf Basis eines Datensatzes, der 78 Landtagswahlstudien und den Zeitraum von 1990 bis 2009 abdeckt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Koalitionspräferenzen der Wähler bei Landtagswahlen nicht nur von den Koalitionsaussagen der Parteien und der subjektiven Parteinähe der Wähler abhängen, sondern auch von den Eigenschaften der in der Vergangenheit gebildeten Regierungskoalitionen. Wähler präferieren eher Parteienkombinationen, die den dominanten Mustern der Regierungsbildung entsprechen. Dies ist zudem umso stärker der Fall, wenn ein Bundesland in besonderem Maße vom Regieren in Koalitionen geprägt ist.