In Mehrebenensystemen agierende Parteien sind mit sozialstrukturell sehr unterschiedlich zusammengesetzten Wählerschaften konfrontiert. Da für regionale Parteigliederungen – insbesondere in föderal organisierten Demokratien – der Wettbewerb um Wählerstimmen zuvorderst innerhalb der Grenzen der jeweiligen Region stattfindet, müssen sie den unterschiedlich zusammengesetzten Elektoraten differenzierte inhaltliche Angebote machen, die auf die spezifischen Präferenzen der Wählerschaft eingehen. Wir evaluieren diese Überlegungen am Beispiel der Schweiz als einem Mehrebenensystem, in dem sich die Wählerschaft von Kanton zu Kanton in ihrer sprachlichen, konfessionellen und sozioökonomischen Struktur deutlich unterscheidet. Dabei nehmen wir eine Analyse der programmatischen Dokumente der Schweizer Parteien auf kantonaler Ebene vor, um deren inhaltliche Präferenzen zu bestimmen. Die dabei herangezogenen Wahlprogramme von kantonalen Parteigliederungen sind eine bisher wenig beachtete Quelle zur Bestimmung von Parteipositionen, die jedoch gerade für die Arbeiten zur subnationalen Politik grosses Potential bietet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich sozialstrukturelle Eigenschaften der Wählerschaft eines Kantons in der Tat in den programmatischen Positionen der Kantonalparteien widerspiegeln. So sind Parteien in der französischsprachigen Schweiz wirtschaftspolitisch „linker“, wohingegen die Parteien in ländlichen Kantonen tendenziell konservativere Haltungen in Fragen der Gesellschaftspolitik einnehmen.