Der Einfluss von geographischen Persönlichkeitsunterschieden auf wirtschaftlichen Erfolg

Fragestellung/Ziel: 

Die räumliche Konzentration von wirtschaftlicher Aktivität und wirtschaftlichem Erfolg ist ein elementares Merkmal moderner Gesellschaften. Trotz größter Forschungsbemühungen können klassische Modelle das Ent- und Fortbestehen räumlicher wirtschaftlicher Disparitäten nur unzureichend erklären. Ein möglicher Grund dafür besteht in der bisherigen Fokussierung auf sogenannte „harte“ Inputfaktoren (wie bspw. Bodenschätze, Sach- und Humankapital). Konkret vernachlässigen diese Modelle, dass wirtschaftliches Handeln stets in einen kulturellen Rahmen eingebettet ist. Obgleich mehrere regionalökonomische Modelle und Theorien dem kulturellen Kontext in der Tat eine prominente Rolle zuweisen, war es lange unmöglich, kulturelle Unterschiede verlässlich zu erfassen. Erst in der jüngeren Vergangenheit gelang es in einem wissenschaftlichen Durchbruch, theoretisch postulierte Kulturunterschiede auch empirisch zu belegen und zu messen. Dieser Durchbruch fußt auf neuartiger Forschung an der Schnittstelle von Wirtschaftsgeographie und Psychologie. Konkret zeigt diese Forschung auf, dass neben Individuen auch geographische Räume eine „Persönlichkeit“ besitzen.

Das durchgeführte Projekt untersuchte umfassend den Zusammenhang von geographischen Persönlichkeitsunterschieden mit wirtschaftlichem Erfolg. Konkret wurde der Zusammenhang zwischen geographischer Persönlichkeit und wirtschaftlichem Erfolg (a) über verschiedene Analyseebenen hinweg (Länder, Regionen, Unternehmen), (b) für verschiedene wirtschaftliche Erfolgsdimensionen (Wachstum, Innovationskraft, Vitalität) und (c) über klassische, nicht-psychologische Indikatoren hinaus untersucht.

In der Analyse zeigte sich, dass über alle Erfolgsindikatoren hinweg die Persönlichkeitsdimensionen Offenheit, Extraversion sowie Neurotizismus die größte wirtschaftliche Relevanz besitzen. Offenheit sowie Extraversion ist dabei eine positive wirtschaftliche Rolle zu attestieren. So ist Offenheit auf der Regionalebene positiv mit Unternehmensgründungen verknüpft. Darüber hinaus gelingt es Unternehmen in offenen Regionen, Innovationen schneller hervorzubringen. Ein ähnlich positives Bild kann für Extraversion gezeichnet werden. Extravertierte Regionen weisen einen höheren Wohlstand auf und Unternehmen in extravertierten Regionen können Innnovationen schneller hervorbringen. Für Neurotizismus zeigt sich in der Gesamtschau ein umgekehrtes Bild. Neurotische Regionen weisen im Schnitt einen geringeren Wohlstand auf und Unternehmen in neurotischen Regionen brauchen längere Zeit, um Innovationen hervorzubringen.
Insgesamt unterstreichen die Befunde die Relevanz von geographischen Persönlichkeitsunterschieden für das Verständnis von wirtschaftlichem Erfolg. Da die Ergebnisse jedoch oftmals spezifisch für einzelne Analyseebnen sowie Erfolgsindikatoren waren, zeigte sich auch, dass der Zusammenhang zwischen geographischer Persönlichkeit und wirtschaftlichem Erfolg vielschichtiger ist als bisher angenommen.

Fact sheet

Finanzierung: 
Vestische Forschungsstiftung
Laufzeit: 
2019 bis 2020
Status: 
beendet
Datenart: 
Sekundärdaten
Geographischer Raum: 
Weltweit

Veröffentlichungen