Die Flexibilisierung europäischer Arbeitsmärkte: Verbreitung und Konsequenzen atypischer Beschäftigung

Fragestellung/Ziel: 

Das Projekt sollte einen möglichst umfassenden Blick auf den Verbreitungsgrad sowie die Folgen so genannter „atypischer“ oder „flexibler“ Beschäftigungsverhältnisse in europäischen Arbeitsmärkten werfen. Im Mittelpunkt des Interesses standen dabei die drei quantitativ bedeutsamsten Formen atypischer Beschäftigung in Europa: die Teilzeitbeschäftigung, die Zeitarbeit sowie die befristete Beschäftigung. Für diese Beschäftigungsformen sollte untersucht werden, welche Auswirkungen sie auf Ausmaß und Struktur sozialer Ungleichheit haben können. Dazu waren sekundäranalytische Auswertungen bereits existierender Datenbestände geplant, die es erlauben, neben einem zeitlichen Vergleich des Anteils atypischer Beschäftigung am gesamten Beschäftigungsvolumen auch deren Effekte auf wichtige Indikatoren sozialer Ungleichheit wie z.B. das Arbeitseinkommen oder die Stabilität der Erwerbskarriere zu untersuchen. Die komparative Perspektive des Projekts sollte ermöglichen, die spezifische Wirkung unterschiedlicher institutioneller sowie struktureller Rahmenbedingungen von Arbeitsmärkten zu berücksichtigen, was einen breiteren Blickwinkel auf die Relation zwischen Arbeitsmarktflexibilisierung und Veränderungen im System sozialer Ungleichheit eröffnet. Die ersten 12 Monate des Projekts wurden insbesondere für die Aufarbeitung des Forschungsstands und für die Beschaffung sowie die Aufbereitung relevanter Sekundärdaten benötigt. Aufgrund der vorzeitigen Beendigung des Projekts konnten daher nur wenige inhaltliche Ergebnisse produziert werden, die zudem hauptsächlich auf den deutschen Arbeitsmarkt beschränkt sind. Zum einen wurde mit Daten des Sozio-ökonomishen Panels 2001-2005 untersucht, inwieweit befristete Beschäftigungsverhältnisse, Zeitarbeitsverhältnisse und Teilzeitstellen Effekte auf die Entlohnung, das zukünftige Lohnwachstum sowie auf das Risiko, arbeitslos zu werden, ausüben. Es zeigte sich, dass insbesondere die Befristung und die Zeitarbeit negative sozio-ökonomische Konsequenzen für die ArbeitnehmerInnen nach sich ziehen. Diese negativen Folgen werden den Untersuchungsergebnissen zufolge von den Beschäftigten meist auch als solche wahrgenommen, jedoch gibt es in einigen Fällen erhebliche Abweichungen in der subjektiven Einschätzung eines Risikos und dessen tatsächlicher Eintrittswahrscheinlichkeit. So sehen etwa Zeitarbeitnehmer ihr Risiko, arbeitslos zu werden, als geringer an als es tatsächlich ist. Zum anderen wurde mit Daten des Mikrozensus 1989-2005 untersucht, welche individuellen Merkmale einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, einen befristeten Arbeitsvertrag zu besitzen, ausüben. Es zeigte sich, dass vor allem junge Personen, Geringqualifizierte sowie Personen mit allgemeinem Qualifikationsniveau ein überdurchschnittliches Befristungsrisiko aufweisen. Durch den Zeitvergleich wird darüber hinaus deutlich, dass das altersbedingte Befristungsrisiko zugenommen hat, d.h. junge Personen sind zunehmend auf der Grundlage von befristeten Arbeitsverträgen beschäftigt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden in einem MZES-Working-Paper veröffentlicht, das Manuskript wurde aber auch bei einer Fachzeitschrift zur Publikation eingereicht. Eine erste international vergleichende Untersuchung wurde mit den Daten des Mikrozensus und des britischen Labour Force Surveys durchgeführt. Hierbei standen die Befristungsrisiken von Hochschulabsolventen in Deutschland und Großbritannien im Mittelpunkt. Die Analysen konnten zeigen, dass deutsche Hochschulabsolventen häufiger als britische Absolventen einen befristeten Arbeitsvertrag besitzen. Darüber hinaus wurde deutlich, dass das Befristungsrisiko in beiden Ländern sehr stark zwischen einzelnen Fachrichtungen variiert, diese Variation jedoch in Deutschland stärker ausgeprägt ist als in Großbritannien. Insgesamt spiegeln diese Befunde wichtige institutionelle Unterschiede zwischen den beiden Ländern (etwa im Bildungssystem oder im Arbeitsmarkt) wider. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift International Journal of Comparative Sociology veröffentlicht.

Fact sheet

Finanzierung: 
Landesstiftung Baden-Württemberg
Laufzeit: 
2006 bis 2008
Status: 
beendet
Datenart: 
European Labour Force Survey, European Community Household P
Geographischer Raum: 
Westeuropa

Veröffentlichungen