Die sozialen Folgen befristeter Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in Europa

Fragestellung/Ziel: 

Befristete Beschäftigung wird als Instrument der Arbeitsmarktflexibilisierung zur Reintegration von Arbeitslosen propagiert. Während es eine umfangreiche Forschungsliteratur gibt, die zeigt, dass befristete Beschäftigungsverhältnisse im Vergleich zu unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen mit Nachteilen verbunden sind, existieren kaum Studien, die die Folgen befristeter Beschäftigung im Vergleich zur Arbeitslosigkeit untersuchen. Vor diesem Hintergrund wurde in diesem Projekt der zentralen Forschungsfrage nachgegangen, welche kausalen Effekte Arbeitslosigkeit und befristete Beschäftigung auf Prozesse sozialer Exklusion hinsichtlich Karrierechancen, Armutsrisiken und physischer und psychischer Gesundheit haben.

Die empirischen Analysen erfolgten auf Basis nationaler Paneldatensätze ausgewählter europäischer Länder. Es wurden fortgeschrittene Verfahren der modernen Kausalanalyse eingesetzt, um Problemen der Endogenität und Selektion auf Basis unbeobachteter Heterogenität zu begegnen. Die sozialen Folgen befristeter Beschäftigung und (von) Arbeitslosigkeit wurden anhand verschiedener Dimensionen sozialer Exklusion gemessen, um potenzielle Trade-offs und kumulative Risiken zu entdecken und um eine breite Perspektive bezüglich der sozialen Konsequenzen zu erlangen.

Die Projektergebnisse wurden in 5 SSCI-geführten Zeitschriftenartikeln und 1 Diskussionspapier veröffentlicht sowie auf 17 nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert. Beispielsweise konnte bezüglich der Karrierekonsequenzen in einer komparativen Paneldatenanalyse gezeigt werden, dass britische und deutsche Arbeitslose, die eine befristete Beschäftigung aufgenommen hatten, langfristig höhere Beschäftigungschancen, Chancen auf unbefristete Beschäftigung und höhere Löhne verzeichnen. In der Schweiz, hingegen, gibt es keine Hinweise auf ein solches Integrationspotential befristeter Beschäftigung. Hinsichtlich der Armutsrisiken ergaben Analysen deutscher Paneldaten, dass Arbeitslosigkeit das individuelle Armutsrisiko erhöht, aber dass das Armutsrisiko im Zuge der Hartz-Reform nicht angestiegen ist. Bezüglich der Gesundheitsfolgen konnte auf Basis von Paneldatenanalysen für Deutschland gezeigt werden, dass Arbeitslosigkeit bedeutsame Effekte auf die psychologische Gesundheit hat, aber die physische Gesundheit nicht beeinflusst. Im Vergleich mit befristeter Beschäftigung ist Arbeitslosigkeit noch immer das größere Risiko für die individuelle Gesundheit.

Fact sheet

Finanzierung: 
MZES
Laufzeit: 
2011 bis 2014
Status: 
beendet
Datenart: 
EULFS, EU-SILC und nationale Haushaltspanel (z.B. SOEP, BHPS/Understanding Societies, SHP)
Geographischer Raum: 
West- und Osteuropa

Veröffentlichungen