Thomas Bräuninger, Marc Debus, Jochen Müller, Christian Stecker
Die programmatischen Positionen der deutschen Parteien zur Bundestagswahl 2017: Ergebnisse einer Expertenbefragung

S. 93-113 in: Marc Debus, Markus Tepe, Jan Sauermann (Hrsg.): Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie Band 11. 2019. Wiesbaden: Springer VS

Die Kurzanalyse berichtet die Ergebnisse einer Expertenumfrage zur programmatischen Ausrichtung der deutschen Parteien im Herbst 2017. Online befragt wurden 93 Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler. Erhoben wurden die Positionen von acht Parteien auf sechs sachpolitischen Dimensionen sowie die Wichtigkeit dieser Themenbereiche für die Parteien. Im vorliegenden Beitrag prüfen wir zunächst die Reliabilität des Messinstruments und vergleichen dann die Wichtigkeit der Themenbereiche. Neben der Wirtschaftspolitik wird insbesondere die Zuwanderungspolitik als besonders wichtig eingestuft. Hingegen verlieren, im Vergleich zu früheren Umfragen, die Gesellschaftspolitik und die Umweltpolitik an Bedeutung. Die Positionen der etablierten Parteien sind konsistent mit der Erwartung eines mehrdimensionalen Politikraums, in welchem die Freien Demokraten (FDP) eine wirtschaftsliberale (rechte) Position in der Wirtschafts- und Umweltpolitik und eine progressive (linke) Position in der Gesellschaftspolitik einnehmen. Die Daten erlauben auch eine Einordnung der im 19. Bundestag erstmals vertretenen Alternative für Deutschland (AfD) nach deren Spaltung im Frühsommer 2015. Die AfD wird von den Experten auf allen Dimensionen als rechtskonservative Partei wahrgenommen wird.
Fragebogen und Daten werden online zur Verfügung gestellt (Harvard Dataverse, https://doi.org/10.7910/DVN/22BGVU), Durchschnittswerte der ermittelten Parteipositionen und parteispezifischen Salienzen der berücksichtigten Politikdimensionen finden sich im Anhang zu diesem Beitrag.