Franz Urban Pappi, Susumu Shikano, Evelyn Bytzek
Der Einfluss politischer Ereignisse auf die Popularität von Parteien und Politikern und auf das Parteiensystem

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2004: 56, Heft 1, S. 51-70

Am Beispiel der CDU-Spendenaffäre 1999/2000 und der Flutkatastrophe 2002 wird untersucht, wie sich politische Ereignisse, die ungeplant als externe Schocks auftreten, auf die Popularität von Parteien und Politikern in einer gegebenen ideologischen Grundstruktur des Parteiensystems auswirken. Hierfür wird eine Verbindung zwischen den räumlichen Modellen des Wählerverhaltens, die diese Grundstruktur abbilden, und der Berücksichtigung von Popularitätsschwankungen in Folge von Valenzissues hergestellt. Anhand von Skalometerdaten wird ein Politikraum mit ideologischer und Popularitätsdimension durch eine Hauptkomponentenanalyse geschätzt, der sowohl die Positionen der Parteien und Politiker als auch die Idealpunkte der Befragten enthält. Es kann gezeigt werden, dass das Grundgefüge, also die ideologische Anordnung der Parteien, selbst bei so herausragenden Ereignissen wie der CDU-Spendenaffäre bestehen bleibt und die wesentlichen Veränderungen auf der Popularitätsdimension stattfinden. Des Weiteren ändert sich die Bewertung der Parteien und Politiker vor allem bei der Gruppe der Unabhängigen, während die verschiedenen Parteianhängergruppen in ihrem Urteil recht stabil bleiben.

Political events, entering the political system as external shocks, can have a sizable impact on the popularity of political parties and politicians. We investigate this impact using as examples the unregistered campaign donations to chancellor Kohl (CDU-Spendenaffäre) and the political handling of the flash flood in the Elbe region shortly before the last federal election. Our special contribution to the literature is the combined analysis of event impacts on the valence dimension of the German party system and the inertia of the ideological dimension. By using a principal component analysis we extract a two-dimensional political configuration containing the position of parties and politicians and voters' ideal points. We show that the basic ideological structure of the party system remains nearly unaltered even by such prominent events as the Spendenaffäre (donations scandal). The main changes affect the valence dimension. Focusing on voters we show that the greatest change of evaluation of parties takes place within the group of independents while the partisans remain rather stable in their assessments.