In dem Beitrag wird die eigenständige Bedeutung von Ehekrisen für die Scheidung und für die Erklärung der Zunahme der Scheidungsraten in den letzten Jahrzehnten untersucht. Das theoretische Konzept dabei ist das Modell der Frame-Selektion, wonach die (In-)Stabilität von Ehen insbesondere von deren "Rahmung" als unverbrüchliche "Institution" (zu Beginn) abhängig ist. Ehekrisen werden in diesem Zusammenhang als Indikator für die Re-Definition dieser Rahmung von Ehen interpretiert. Es zeigt sich, dass die Ehekrisen in der Tat ein derartiges Re-Framing darstellen, einen eigenen "kausalen" Beitrag bei der Auflösung von Ehen liefern und in ihrem Vorkommen und, besonders, in ihren Auswirkungen auf die Scheidung im Laufe der Zeit deutlich zugenommen haben. Darüber kann ein beträchtlicher zusätzlicher Teil der Kohorteneffekte auf das Scheidungsrisiko erklärt werden. Die Ergebnisse lassen sich sowohl als eine nachhaltige Bestätigung des verwendeten allgemeinen theoretischen Konzeptes, des Modells der Frame-Selektion, sowie der gelegentlich vorgebrachten Vermutung werten, wonach im Zuge der zunehmenden funktionalen Differenzierung der Gesellschaft die "Ansprüche" der Partner an ihre Ehe in einem Maße gestiegen sind, dass sie in der gleichen Beziehung kaum noch erfüllt werden können.