Kompetenzerwerb und Lernvoraussetzungen

Fragestellung/Ziel: 

Die Studie „Kompetenzerwerb und Lernvoraussetzungen“ setzte sich mit folgenden Fragestellungen auseinander:

  • Welche Lernvoraussetzungen bringen Kinder in die Grundschule mit?
  • Stellen Lehrkräfte unterschiedlich hohe Erwartungen an verschiedene soziale Gruppen von Schüler/innen?
  • Wie wirken sich Erwartungen der Lehrkräfte auf den Kompetenzerwerb aus?

Um diesen Fragen näherzukommen, wurden zu Beginn des ersten Schuljahres fachspezifische Kompetenzen, motivationale Merkmale und kognitive Fähigkeiten von 1.065 Erstklässler/innen in Nordrhein-Westfalen erhoben und deren Eltern telefonisch befragt. Außerdem schätzen 77 Lehrkräfte die Ausgangskompetenzen sowie die erwartete Leistungsentwicklung der Kinder ein. In der Mitte des Schuljahres wurden Unterrichtsstunden gefilmt und die Kinder u.a. zu ihrer Lernmotivation befragt. Am Ende des Schuljahres wurden die Fähigkeiten der Schüler/innen sowie die Einschätzungen der Lehrkräfte erneut erfasst.

Die Daten zeigen, dass sich die Ausgangskompetenzen der Kinder nach sozialen Gruppen unterscheiden. Kinder mit türkischem Migrationshintergrund verfügen über durchschnittlich geringere mathematische Grundfähigkeiten als deutsche Kinder und Mädchen über geringere mathematische Ausgangskompetenzen als Jungen. Schüler/innen aus sozial privilegierten Familien haben durchschnittlich höhere mathematische und sprachliche Kompetenzen als Kinder aus sozial benachteiligten Familien.

Die Leistungserwartungen der Grundschullehrkräfte sind – auch nach Kontrolle tatsächlicher Leistungsunterschiede – mit askriptiven Merkmalen verknüpft. Sowohl in Deutsch als auch in Mathematik erwarten Lehrkräfte für Kinder mit türkischem Migrationshintergrund im Vergleich zu einheimischen Kindern schlechtere Leistungen – von Kindern osteuropäischer Herkunft hingegen bessere. Außerdem erwarten Lehrkräfte von Schüler/innen aus sozioökonomisch privilegierten Familien höhere Leistungen in Mathematik und Deutsch als von Kindern aus benachteiligten Familien. Schließlich werden in Deutsch bessere Leistungen von Mädchen und in Mathematik bessere Leistungen von Jungen erwartet.

Die Kompetenzentwicklung während des ersten Schuljahres wird von den Lehrererwartungen mitbeeinflusst. Kinder, an die bei der Einschulung höhere Erwartungen gestellt werden, lernen in Mathematik und beim Lesen mehr als Kinder, an die bei gleichen Lernvoraussetzungen geringere Leistungserwartungen gestellt werden. Wenn schlechtere Leistungen in Deutsch erwartet werden, erzielen Kinder schlechtere Ergebnisse im Lesen. Dies zeigt, dass von askriptiven Merkmalen geprägte Lehrererwartungen zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen werden können.

Fact sheet

Finanzierung: 
BMBF
Laufzeit: 
2011 bis 2015
Status: 
beendet
Datenart: 
Primärdatenerhebung
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen