Mitgliederorganisationen unter Veränderungsdruck: Europäische Gewerkschaften im Vergleich

Fragestellung/Ziel: 

Gewerkschaften und andere kollektive Mitgliedschaftsorganisationen haben Schwierigkeiten, Mitglieder zu mobilisieren und heterogene Interessen innerhalb ihrer Domäne zu repräsentieren. In vielen europäischen Ländern stehen Gewerkschaften vor gravierenden Mitgliederproblemen mit weitreichenden Folgen für die Arbeitsbeziehungen und die Sozialordnung. Projektziel war die Analyse des Wandels gewerkschaftlicher Mitgliederorganisationen in Europa aus verschiedenen Perspektiven und in Verbindung mit Analysen der nationalen, organisationalen und individuellen Ebene. Das Projekt organisierte zwei Workshops im Rahmen des EU-geförderten Projekts EQUALSOC am MZES im März 2007 und am AIAS, University of Amsterdam im Juli 2009. Ein Sonderheft mit sieben Beiträgen wurde von Alex Bryson (LSE), Bernhard Ebbinghaus (MZES) und Jelle Visser (AIAS) zum Thema " Causes, Consequences and Cures of Union Decline“, herausgegeben, das im European Journal of Industrial Relations im Juni 2011 veröffentlicht wurde. Im Rahmen des Projektes wurden ein Arbeitspapier mit deskriptiven Statistiken und einen Zeitschriftenartikel mit einem Mehrebenenanalyse des European Social Survey vom Mannheimer Team veröffentlicht. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad zeigt beträchtliche Unterschiede zwischen einem meist niedrigen Niveau in süd- und osteuropäischen Gesellschaften und einem hohen Mobilisierungsgrad in den nordischen Ländern. Neben sozialstrukturellen Ursachen für den geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad der Frauen, der Arbeitslosen und atypisch Beschäftigten, wirken mehrere institutionelle Faktoren als „selektive“ Anreize für die Mitgliedschaft und ermöglichen den Arbeitsplatzzugang für Gewerkschaften. Unter Kontrolle der individuellen Faktoren sind die internationalen Unterschiede im gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf Meso-und Makrofaktoren zurück zu führen, insbesondere auf die betriebliche Interessenvertretung, die Unternehmensgröße, die „Genter“ Arbeitslosenversicherung und das Sozialkapital der jeweiligen Gesellschaft. Diese institutionellen und sozialen Kontextfaktoren sind wesentlich für die Erklärung der Unterschiede in der Gewerkschaftsmitgliedschaft in Europa.

Fact sheet

Finanzierung: 
Uni Mannheim, EQUALSOC, MZES
Laufzeit: 
2006 bis 2011
Status: 
beendet
Datenart: 
Mikrodatenanalyse, Sekundäranalysen
Geographischer Raum: 
Europe (Westeuropa, neue EU-Beitrittsländer)

Veröffentlichungen