Soziale Beziehungen und Hilfeleistungen in modernen Gesellschaften

Das Projekt untersucht im Vergleich der Länder Bundesrepublik, Österreich, England, Italien, Ungarn und USA, wie Individuen über familiär-verwandtschaftliche und nicht-familiäre Netzwerke in die Gesellschaft eingebunden sind und welche Hilfeleistungen diese Netzwerke im Vergleich zu anderen Wohlfahrtsproduzenten bereitstellen. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung auf der Basis der ISSP-Netzwerkdaten belegen, daß sich einzelne Netzwerkmitglieder in ihrer Bedeutung als Helfer unterscheiden. Abstufungen zeigen sich vor allem hinsichtlich des Herkunftskontexts der Beziehung sowie der Enge der verwandtschaftlichen Bindung, aber auch im Hinblick auf die räumliche Nähe und Intensität der Beziehung zu haushaltsexternen Netzwerkmitgliedern. Im Gegensatz zu Annahmen einer ausgeprägten Schwächung familiärer Hilfspotentiale wurde als wichtigster, "universeller" Helfer der im Haushalt lebende Partner identifiziert. Steht diese zentrale Bezugsperson nicht zur Verfügung, wächst die Bedeutung, die anderen Netzwerkmitgliedern - vor allem engen Verwandten - als Helfern zukommt. Insofern ist mit der unterschiedlichen Zusammensetzung des sozialen Netzwerks zwar ein unterschiedlicher Zugang zu informellen Hilfeleistungen verbunden, aber nicht notwendigerweise auch eine unterschiedliche Versorgungslage. Der Ländervergleich ergibt ein Bild hoher Ähnlichkeit in den Mustern sozialer Beziehungen und ihrer Inanspruchnahme für Hilfeleistungen. So zeigt sich in allen Nationen eine ähnliche "Rangfolge der Zuständigkeiten" für bestimmte Hilfeleistungen, die zudem jeweils in derselben Art und Weise durch die Zusammensetzung des sozialen Netzwerks modifiziert wird. Bei den insgesamt als sehr weitreichend einzustufenden Gemeinsamkeiten weichen in einzelnen Aspekten vor allem Italien und Ungarn von den übrigen untersuchten Ländern ab. So wird z. B. bei insgesamt noch stärkerer Verbreitung des Zusammenlebens mit Personenen aus der weiteren Verwandtschaft der Partner in Italien und Ungarn seltener als in den übrigen Nationen als Helfer genannt.