Silke Hamann, Astrid Karl, Carsten G. Ullrich
Gerechtigkeitsüberzeugungen und Solidaritätsbereitschaften im Wohlfahrtsstaat

S. 948-961 in: Jutta Allmendinger (Hrsg.): Gute Gesellschaft? Verhandlungen des 30. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. 2001. Opladen: Leske und Budrich

Der Beitrag untersucht, welche Funktion Gerechtigkeitskriterien für die Beurteilung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe durch die Adressaten dieser Sicherungssysteme haben. Der Vergleich von zwei unterschiedlich strukturierten Sicherungssystemen eröffnet dabei die Möglichkeit, die Bedeutung der Strukturmerkmale – und hier insbesondere der institutionalisierten Gerechtigkeitsprinzipien – für die Bildung von Solidaritätsbereitschaften aufzudecken. Ein wichtiges Ergebnis dieses Vergleichs ist, dass für die Sozialhilfe die Unterstützung fast gleichermaßen hoch ist wie für das Arbeitslosengeld, obwohl sie aufgrund ihrer größeren Umverteilungswirkungen höhere Solidaritätsanforderungen an die sie finanzierenden Adressaten stellt.

The article deals with the principles of justice of social programs and the correlated chances for solidarity. Respective to the different principles of justice which the social programs (Arbeitslosengeld and Sozialhilfe) realise, different forms of solidarity are required from the persons who finance these programs. It is remarkable that in spite of the fact that the “Sozialhilfe” causes more redistributions than the other programs and insofar demands more solidarity from the financiers the respondents nevertheless support this program in almost the same manner than the other programs.