Nicole Biedinger
"Was für mich selbst gut ist, kann meinen Kindern nicht Schaden." Der Einfluss der elterlichen Freizeitaktivitäten auf die Eltern-Kind-Aktivitäten

Zeitschrift für Familienforschung, 2013: 25, Heft 3, S. 347-364
ISSN: 1437-2940 (print); 2196-2154 (online)

Familien variieren sehr stark darin, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Diese Unterschiede werden oft auf die sozioökonomische Herkunft (SES) der Eltern zurückgeführt. Viele Studien können belegen, dass die Art und der Umfang des häuslichen Anregungsniveaus die Kompetenzentwicklung der Kinder stark beeinflusst. Daher stellt sich die Frage, wodurch die sozialen Unterschiede bei den Eltern-Kind-Interaktionen erklärt werden. Es wird davon ausgegangen, dass Eltern bewusst oder unbewusst im Rahmen von Aktivitäten mit ihrem Kind ihren Nutzen maximieren wollen. Diese Nutzenmaximierung zeigt sich auch in ihren eigenen hochkulturellen Freizeitaktivitäten. Somit sollten die eigenen Freizeitaktivitäten der Eltern den Umfang an häuslichen Interaktionen mit ihrem Kind vorhersagen. Dieser nutzentheoretische Ansatz wird mit den Daten des Projekts „Erwerb von sprachlichen und kulturellen Kompetenzen von Migrantenkindern in der Vorschulzeit“ überprüft. Mit Hilfe von linearen Regressionsmodellen wird gezeigt, dass die sozialen Unterschiede vor allem mit dem hochkulturellen Freizeitverhalten der Eltern zusammenhängen, und nicht von der finanziellen Situation der Familien abhängen. Somit spiegeln sich die eigenen Interessen der Eltern in der häuslichen Interaktion wider, die wiederum direkt die Kompetenzen der Kinder beeinflusst.

Families differ strongly in how they deal with their children. These differences are often attributed to the socio-economic origin of the parents. Numerous studies have shown that the type and the availability of the stimuli in a child’s home environment strongly influence the child’s abilities. But how can the social differences in parent-child interactions be explained? It is argued that parents consciously or unconsciously want to maximize their child-related activities’ utility. This maximization of utility is also visible in parents’ own cultural leisure activities. Thus these should predict the extent of their interactions with their child in the home environment. This utility-theoretical approach is tested by using the data of the project “Preschool education and educational careers among migrant children”. Employing linear regression models, it can be shown that the social differences are related primarily to the cultural leisure behaviour of the parents, rather than to the family’s financial situation. Thus, the parents’ own interests are reflected in their interaction within the home environment, which, in turn, has a direct effect upon their child’s development.