Thomas Bräuninger, Franz Urban Pappi, Anna-Sophie Kurella
Ja. Die Mehrheitswahlkomponente sollte gestärkt werden. Eine Replik

Politische Vierteljahresschrift, 2020: 61, Heft 1, S. 1-14
ISSN: 0032-3470 (print), 1862-2860 (online)

In einem Beitrag hat sich Behnke mit unserem Vorschlag, das Kriterium der elektoralen Responsivität in der Beurteilung der Reformoptionen für das deutsche gemischteWahlsystem zu berücksichtigen, kritisch auseinandergesetzt. Unser Maß, der Disproportionalitätsparameter der generalisierten Kubusregel, widerspreche den normativen Anforderungen, die man gemeinhin an das Konzept der Responsivität stellen würde. Im vorliegenden Beitrag weisen wir, erstens, Behnkes zentralen Kritikpunkt zurück: Mittels eines mathematischen Beweises zeigen wir, dass die von Behnke formulierten elementarsten Forderungen an Responsivität nur mit der Verhältniswahl vereinbar sind. Wir argumentieren, zweitens, dass Behnkes Fokussierung auf die mechanische Transformation von Stimmen in Sitzen unser Argument für die Stärkung der Mehrheitswahlkomponente verkürzt, weil es den empirischen Befund der höheren Reaktionsfähigkeit der Mehrheitswahl auf wahrgenommene Leistungsunterschiede der Parteien vernachlässigt.

In a recent article, Behnke provided a critical assessment of our proposal to use electoral responsiveness as a criterion in the evaluation of options to reform the German mixed-member electoral system. Our measure, the disproportionality parameter of the generalized cube law, supposedly contradicts the normative criteria used in the concept of electoral responsiveness. In this article, we first of all reject Behnkeʼs core critical point: by means of a mathematical proof we show that the most elementary criteria of responsiveness formulated by Behnke are compatible only with proportional representation. Second, we argue that Behnke’s focus on the mechanical transformation of votes into seats curtails our argument for strengthening the majority vote component because it neglects the empirical finding that the majority vote is more responsive to perceived differences in performance between the parties.