Während die öffentliche Meinung dazu neigt, die Einkommensverteilung in Marktwirtschaften für um so ungerechter zu halten, je mehr uneingeschränkter Wettbewerb herrscht, enthält sich die ökonomische Theorie des Wettbewerbs in der Regel jeglicher Aussagen über die Gerechtigkeit von Marktergebnissen und beschränkt sich auf die Behauptung, der Wettbewerb sei effizient. Der Aufsatz möchte zeigen, daß die Enthaltung von Urteilen über die Gerechtigkeit von Marktergebnissen dann unbegründet ist, wenn man unter Gerechtigkeit die Gleichheit von Ertragsraten versteht. Die Konkurrenz auf Märkten führt dazu, daß die Ertragsraten aller Kapitalanlagen, inklusive der Investitionen in Humankapital, sich angleichen. Wenn dies richtig gesehen ist, dann sind die Ursachen der Ungleichheit nicht in der vollständigen Konkurrenz, sondern entweder außerhalb des Markts in den ungleichen Anfangsausstattungen der Marktteilnehmer oder in Marktunvollkommenheiten zu suchen. Eine Schlußfolgerung hieraus lautet, daß die Stärkung der Wettbewerbskräfte keineswegs zwingend zu mehr Ungleichheit führen muß, sondern womöglich mehr Gleichheit, verstanden als Gleichheit der Ertragsraten, impliziert.