Bildungsexpansion und Differenzierung der Studienberechtigung. Mechanismen der sozialen Selektivität im Hinblick auf den Zugang zum Studium
Das Projekt widmete sich der Untersuchung der zeitlichen Entwicklung sozialer Selektivitäten beim Zugang zur Hochschulbildung. Als Vertiefungsstudie zum MZES-Projekt 'Soziale Selektivitäten im tertiären Bildungssystem und Arbeitsmarkterträge' konzentrierte sich das Projekt auf die spezifische Rolle der Studienberechtigung, die in Deutschland die zentrale Zweigstelle auf dem Weg an die Hochschulen darstellt. Durch bildungspolitische Reformen in der Folge der 1960er-Jahre vollzogen sich einige institutionelle Öffnungsprozesse beim Zugang zur Studienberechtigung. Hierdurch sollten insbesondere für Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern neue Wege an die Hochschulen eröffnet werden. Das Ziel des Projekts war es, erstmalig eine groß angelegte Bewertung des Beitrags dieser Öffnungsprozesse zur Reduktion sozialer Ungleichheiten beim Zugang zur Hochschulbildung durchzuführen. Dabei wurden insbesondere neue Ansätze zur Kombination von amtlichen Statistiken mit Umfragedaten entwickelt um bisherige Engpässe in der bestehenden Dateninfrastruktur auszugleichen. Die Projektergebnisse deuten darauf hin, dass die Öffnungsprozesse in der oberen Sekundarstufe, insbesondere die Einbindung des berufsbildenden Bereichs sowie die Einführung der Fachhochschulreife, zwar mehr Schüler aus den bisher beim Bildungserwerb benachteiligten sozialen Gruppen zur Studienberechtigung geführt und damit zum Abbau sozialer Ungleichheiten beigetragen hat. Allerdings zeigen sich gerade für Schüler, die ihre Studienberechtigung über nicht-traditionelle Wege erwerben, niedrigere und zudem sinkende Übergangsraten an die Hochschulen. Aus diesem Grund ergibt sich als generelles Fazit des Projekts, dass die Öffnungsprozesse im Sekundarbereich nicht im großen Stil dazu beigetragen haben, die Ungleichheiten beim Zugang zur Hochschulbildung nachhaltig zu reduzieren.